Beim Aktienkauf wollen Anleger vor allem eine möglichst hohe Rendite erzielen. Neben Faktoren wie der Dividende und dem Aktienkurs hilft auch der sogenannte Cashflow dabei, eine Aktie zu bewerten. Er bezeichnet die Zahlungsströme, die während eines bestimmten Zeitraums in ein Unternehmen hinein- und herausfließen. Welche Möglichkeiten es gibt, um den Cashflow zu berechnen, lesen Sie hier.
Cashflow berechnen
Kennzahl zur Bewertung eines Unternehmens
Was ist der Cashflow?
Der Cashflow bzw. Geldfluss ist ein Bestandteil der Kapitalflussrechnung und stellt eine Kennzahl im Rahmen der Bilanzanalyse dar. Bei der Bewertung einer Aktie spielt er eine wichtige Rolle. Denn der Cashflow gibt an, welches tatsächliches – nicht nur gebuchtes – Plus ein Unternehmen am Jahresende verbuchen kann. Also wieviel ein Unternehmen in einem Jahr tatsächlich erwirtschaftet hat. Dabei werden Einzahlungen und Auszahlungen über einen gewissen Zeitraum gegenübergestellt. So können Anleger die Liquidität eines Unternehmens besser beurteilen.
Indirekte Cashflow-Berechnung
Die sogenannte indirekte Berechnung des Cashflows bezieht mit ein, dass nicht alle Buchungen zahlungswirksam sind. Das heißt, nicht alle Aufwendungen wie Rückstellungen oder Abschreibungen sind mit wirklichen Auszahlungen verbunden und nicht alle Erträge wie Zuschreibungen mit realen Einzahlungen. Bei dieser indirekten Berechnung werden dem Jahresüberschuss, also dem Gewinn, alle zahlungsunwirksamen Aufwendungen hinzuaddiert und alle zahlungsunwirksamen Erträge abgezogen. Beim indirekten Kapitalfluss wird somit berücksichtigt, dass nicht alle Mittel, die den Jahresüberschuss steigern oder senken als liquide Mittel vorliegen.
Die Formel der indirekten Cashflow-Berechnung lautet:
Gewinn + nicht zahlungswirksame Aufwendungen - nicht zahlungswirksame Erträge = Cashflow
Beispiel: Ein Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresgewinn von 75.000 Euro. Die Rückstellungen und Abschreibungen liegen bei 17.000 Euro. Außerdem wurden im Abschluss Prozesskostenrückstellungen in Höhe von 12.000 Euro ausgewiesen. Das Unternehmen hat somit nach der indirekten Cashflow-Berechnung einen Geldfluss von 104.000 Euro erwirtschaftet.
Direkte Cashflow-Berechnung
Die Berechnung des direkten Cashflows ist um einiges leichter und auch schneller als die indirekte Berechnung. Dabei wird in einer selbst definierten Periode – zum Beispiel in einem Quartal – überprüft, welches Ergebnis erreicht wird, wenn Ausgänge wie Auszahlungen für Material von Eingängen wie Einzahlungen aus Umsätzen subtrahiert werden. Sie kann jederzeit intern als Kennzahlensystem eingesetzt werden.
Die Formel der direkten Cashflow-Berechnung lautet:
Zahlungseingänge - Zahlungsausgänge = Cashflow
Beispiel: Die Nettomiete einer Bürofläche eines Unternehmens beträgt 5.500 Euro monatlich. Die Lohnkosten betragen 14.000 Euro und die Werbekosten 8.500 Euro. Somit belaufen sich die Ausgaben auf 28.000 Euro. Die Einnahmen durch die Dienstleistungen des Unternehmens ergeben 45.000 Euro netto. Der Geldfluss ist somit mit 17.000 Euro positiv.
Free Cashflow
Der Free Cashflow, auch freier Cashflow genannt, beschreibt liquide Mittel, die einem Unternehmen am Ende einer Periode zur Verfügung stehen. Unternehmen haben in einer Periode wie zum Beispiel im Laufe eines Jahres Einnahmen, aber auch Ausgaben. Geldmittel, die nach dieser Periode übrig bleiben, nennt man den freien Cashflow. Dieser kann für Zahlungen von Dividenden und Tilgungen verwendet werden oder auch um Aktien zurückzukaufen sowie Kredite zurückzuzahlen. Über mehrere Jahre betrachtet ist der Free Cashflow ein wichtiges Indiz dafür, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine finanzielle Balance zu bewahren.
Die Formel des freien Cashflows lautet:
Netto-Cashflow - Investitionskosten = Free Cashflow
Positiver und negativer Cashflow
Beim positiven Cashflow sind die Einnahmen eines Unternehmens höher als die Ausgaben. Das Unternehmen hat somit Überschüsse bzw. Gewinne in einem bestimmten Zeitraum erzielt und kann so Investitionen tätigen, Schulden tilgen oder Geldgewinne an die Gesellschafter auszahlen, ohne auf einen Kredit angewiesen zu sein. Ein positiver Cashflow deutet darauf hin, dass ein Unternehmen Erfolg hat und in die Zukunft investieren kann.
Ein negativer Cashflow zeigt immer einen Mittelabfluss an und weist auf einen Liquiditätsengpass hin. Dabei muss ein Unternehmen Überschüsse abbauen und Geldmittel für Schuldentilgungen oder andere Forderungen ausgeben. Ein negativer Cashflow muss nicht unbedingt einen negativen Eindruck bei Anlegern oder Investoren hinterlassen. Denn der Geldfluss wird auch dann negativ, wenn die Überschüsse investiert oder als Vorräte verwendet werden.
Fragen und Antworten zum Cashflow
Der Cashflow zeigt die Finanzkraft und Liquiditätslage eines Unternehmens verlässlicher. Bilanztricks sind nahezu ausgeschlossen. Er berücksichtigt Elemente wie den operativen Cashflow, den Cashflow aus Investitionen und den Cashflow aus Finanzierung. Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt wiederrum an, wie profitabel ein Unternehmen ist. Der Gewinn berücksichtigt Elemente wie Erträge und Aufwendungen.
Nein. Während der Cashflow Veränderungen bei Geldzuflüssen und Geldabflüssen über einen bestimmten Zeitraum hinweg misst, bezieht sich die Liquidität stets auf einen bestimmten Zeitpunkt.
Mit der Auswertung der Ergebnisse der Bilanzanalyse beschäftigt sich die Bilanzkritik. Der Bilanzkritiker kann aus dem Cashflow erkennen, in welchem Ausmaß sich ein Unternehmen aus eigener Kraft finanziert. Die Höhe und Entwicklung des Cashflows liefert Rückschlüsse auf Ertrags- und Selbstfinanzierungskraft sowie Kreditwürdigkeit und Expansionsfähigkeit des Unternehmens.
Hinweis auf Beratung: Dieser Artikel gibt nur Anregungen sowie kurze Hinweise und erhebt damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Informationen können eine persönliche Beratung durch einen Berater bei Ihrer Bank, die für diese Themen zuständigen Ämter, einen Steuerberater oder durch einen Lohnsteuerhilfeverein nicht ersetzen.